von Christian Ege

Unternehmen und Institutionen leiden schon heute unter steigendem Fachkräftemangel. Durch den Weggang von versierten Fachkräften in den Ruhestand fließen unweigerlich auch Knowhow, Erfahrung, Kapazität und Kompetenzen ab.

Wir werden uns daran gewöhnen, dass Üs mehr und mehr Aufgaben für Unternehmen, Privathaushalte und das Gemeinwesen übernehmen.

Drei Gründe öffnen weiter die Schere zwischen Üs und Aufgaben im Ruhestand:

  1. Ruhestand ist, wenn Ruhe herrscht:
    Im deutschen Arbeits- und Sozialrecht steht das überkommene Leitbild vom Ruhestand mit viel Ruhe fest zementiert zwischen den Zeilen.  Entfaltungsmöglichkeiten für bezahlte Erwerbsarbeit im Rentenalter sind klar begrenzt. Wer sich nach dem Renteneintritt weiter als Angestellter einbringen will, muss z. B. doppelt krankenversichert werden, Abzüge durch die Rentenversicherung hinnehmen (seit dem Beschluss der Flexi-Rente leicht abgemildert) und sich an feste Dienst- und Urlaubspläne halten. Gewonnene Freiheit im Ruhestand sieht anders aus.
  2. Flexibilität:
    Arbeitgeber müssen bei Arbeitsverträgen mit Rentnern Gleichbehandlung zusichern und arbeitsrechtliche Hürden hinnehmen: Wer darf weiter arbeiten, wer erhält diese Chance nicht und warum, wie umgehen mit Kettenverträgen, Tarifabschlüssen, Krankheiten? Es gibt zwar im außertariflichen Bereich vergleichsweise einfache Lösungen, um Wissen und Erfahrung zu erhalten, doch für die breite Masse werden flexiblere Modelle gebraucht.
  3. Engpass fehlende Vorbereitung
    Eine deutliche Mehrheit der neuen Rentner schlittert ohne genauere Planung in die neue Lebensphase. Die meisten blicken vor dem Ausscheiden aus dem Berufsleben auf die eigene Erwerbsbiographie zurück. Zu wenige kennen ihren Finanzbedarf und die Reserven fürs Rentenalter bei höherer Lebenserwartung nur vage. Oft realisieren sie erst nach dem Rentenbescheid und der ersten Rentenzahlung: soviel kostet die Krankenversicherung und das steht nach Abzug der Steuer auf das Ruhestandseinkommen und der Wohnkosten zur Lebenshaltung zur Verfügung. Das kann eine ernüchternde Erkenntnis sein. Die Folge: sie fallen in ein finanzielles Pensionsloch!

Fazit: Es werden Alternativen gebraucht zu 450 €-Jobs oder sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung im Rentenalter. Ein neuer Ansatz für flexible, selbständige Tätigkeiten im Ruhestand, in der Breite nutzbar, mit richtiger Unterstützung und wenig Verwaltungsaufwand. Ein gutes Sprungbrett für neue Aktivitäten – gerade auch für Menschen, die ein ganzes Arbeitsleben lang angestellt waren, und mögliche neue Aufgaben noch nicht kennen.

Unternehmen, Gemeinwesen und Privathaushalte können mit der Kraft der Üs rechnen. Um sie zu finden, bedarf es der Netzwerke dieser Generation –  und dazu zählt viel mehr als nur Internet und Technologie.

Generation Ü ist authentischen Gemeinschaft, die die Koordination schafft, weil sie ihre Denk- und Handlungsmuster versteht. Damit neue Perspektiven für 25 gewonnene Lebensjahre entstehen, braucht es ein neues Denken und ein entsprechendes Motto: „Ich bin gesund und kann arbeiten, was verlang ich mehr!“ (Johann-Wolfgang von Goethe)